Welche Wallbox ist die richtige?

1) Die Grundlagen – was bedeuten 3,7 kW und 22 kW?

  • Leistung (kW) = wie schnell Energie geladen wird.

  • Energie (kWh) = wie viel „Tankinhalt“ im Akku landet.

  • Daumenregel Ladezeit:
    Ladezeit (h) = nachzuladende kWh ÷ Ladeleistung (kW)

Typische Konfigurationen

Nennleistung Phasen / StromTypische Nutzung 3,7 kW1-phasig / 16 A Carport, Stellplatz mit schwachem Anschluss, Plug-in-Hybride7,4 kW1-phasig / 32 AEinfamilienhaus (wo 32 A einphasig zulässig ist)11 kW 3-phasig / 16 A Standard in vielen Haushalten – schnell & netzfreundlich 22 kW 3-phasig / 32 A Maximal schnell AC – nur sinnvoll, wenn Auto & Anschluss mitspielen

Wichtig: Die Onboard-Ladeleistung des Fahrzeugs begrenzt die reale AC-Schnelligkeit. Viele E-Autos können max. 11 kW AC; 22 kW bringt dann keinen Mehrwert.

2) Rechenbeispiele (realitätsnah)

Beispiel: 60 kWh Akku, von 20 % auf 80 % = 36 kWh nachladen

  • 3,7 kW: 36 ÷ 3,7 ≈ 9,7 h (über Nacht)

  • 11 kW: 36 ÷ 11 ≈ 3,3 h

  • 22 kW: 36 ÷ 22 ≈ 1,6 h
    Nur, wenn das Auto 22 kW-AC unterstützt.

Plug-in-Hybrid (z. B. 12 kWh nutzbar, 10 kWh nachladen):

  • 3,7 kW: 10 ÷ 3,7 ≈ 2,7 h → völlig ausreichend

3) Wann ist 3,7 kW sinnvoll?

  • Übernacht-Laden: Du stehst 8–12 h zuhause – das Auto ist morgens voll.

  • Schwacher Anschluss oder Mietobjekt, wo nur 1-Phase / 16 A möglich ist.

  • Plug-in-Hybride mit kleinen Batterien.

  • Budget-fokus: geringe Hardware- und Installationskosten.

Vorteile: günstig, leise Netzbelastung, oft ohne grössere Elektro-Umbauten machbar.
Nachteile: langsam für grosse BEV-Akkus bei kurzen Standzeiten.

4) Wann lohnt 22 kW wirklich?

  • Fahrzeug unterstützt 22 kW-AC (z. B. einige Renault/Zoe-Modelle, bestimmte Performance-Modelle).

  • Kurze Standzeiten (z. B. Praxis, Gastronomie, kleine Flotten), wo schnelle AC-Turnover wichtig ist.

  • Starker Hausanschluss vorhanden (3-phasig 32 A) und Elektriker bestätigt die Machbarkeit.

  • Zukunftssicherheit für häufige Zwischenladungen tagsüber.

Vorteile: sehr kurze AC-Ladezeiten, attraktiv für semi-öffentliche Stellplätze.
Nachteile: höhere Installationskosten (Leitungsquerschnitt, Absicherung), dickeres Typ-2-Kabel (32 A), Auto limitiert oft auf 11 kW.

5) Praxis-Tipp: 11 kW als „Goldene Mitte“

Für die meisten Einfamilienhäuser ist 11 kW (3×16 A) ideal:

  • Schnell genug für Alltag & Wochenend-Touren

  • Netz- und anschlussfreundlich, oft ohne teuren Hausanschluss-Ausbau

  • Kompatibel mit den meisten E-Autos (11 kW Onboard-Charger ist Standard)

6) Installation & Sicherheit (kurz & klar)

  • Elektrikerpflicht: Installation immer durch Fachbetrieb.

  • Schutzeinrichtungen: RCD Typ A mit 6 mA-DC-Überwachung (im Gerät integriert oder extern) oder RCD Typ B – je nach Wallbox-Modell.

  • Leitung & Absicherung: Querschnitt nach Stromstärke und Leitungslänge dimensionieren (z. B. 5×6 mm² bei 22 kW oft üblich, abhängig von Strecke/Verlegung).

  • Lastmanagement: Dynamische Ladeleistung schützt Hauptsicherung, besonders bei Wärmepumpe/Induktion/PV.

  • Kabelwahl:

    • Bis 11 kW: Typ-2-Kabel 3-phasig 16 A

    • Für 22 kW: Typ-2-Kabel 3-phasig 32 A

Hinweis Schweiz: Anmeldungen beim Netzbetreiber können je nach Gemeinde/EVU nötig sein, v. a. bei höheren Leistungen. Bitte mit dem Elektriker klären.

7) Nutzungsszenarien – was passt zu dir?

A) Privat, tägliches Pendeln (30–80 km/Tag)

  • Empfehlung: 11 kW, alternativ 3,7 kW bei kleinem Anschluss

  • Extras: festes Kabel, einfache RFID/App-Freigabe, PV-Überschuss-Laden falls Anlage vorhanden

B) Plug-in-Hybrid

  • Empfehlung: 3,7 kW reicht (optional 7,4 kW, wenn verfügbar)

  • Extras: Timer/Planung, wetterfestes Kabelmanagement

C) Mehrparteienhaus / Firmenparkplatz

  • Empfehlung: 11 kW Wallboxen mit Lastmanagement und Nutzer-Freigabe (RFID)

  • Extras: OCPP/Backend für Abrechnung, Zugriffsrechte, Lastspitzen vermeiden

D) Praxis, Gastronomie, Showroom (kurze Verweildauer)

  • Empfehlung: 22 kW, wenn Fahrzeugklientel & Anschluss es rechtfertigen

  • Extras: robuste Hardware, klare Beschilderung, 32 A-Kabel

8) Kosten & Betrieb

  • Hardware: 3,7 kW am günstigsten; 22 kW zumeist teurer.

  • Installation: 22 kW verursacht häufig höhere Leitungs-/Absicherungskosten.

  • Betrieb: identische kWh-Kosten – schnelleres Laden ist nicht teurer pro kWh, nur die Leistungsbereitstellung(Anschluss) kann teurer sein.

9) Checkliste vor dem Kauf

  • Hausanschluss & Verteilerkapazität geprüft

  • Fahrzeug-Onboard-Charger (max. AC-Leistung) bekannt

  • Kabel & RCD-Konzept (Typ A + 6 mA DC oder Typ B) geklärt

  • Lastmanagement (statisch/dynamisch) erforderlich?

  • Zugangskontrolle (RFID/App/Schlüsselschalter) gewünscht?

  • Backend/Abrechnung (OCPP) notwendig (Mehrnutzer)?

  • PV-Integration geplant?

10) Fazit – die Kurzempfehlung

  • Privat & Alltag: 11 kW ist optimal.

  • Nur Übernacht & PHEV: 3,7 kW genügt vollkommen.

  • Hoher Durchsatz / kurzer Aufenthalt & passender Anschluss: 22 kW.

Bonus: Mini-FAQ

Lädt 22 kW jedes Auto doppelt so schnell wie 11 kW?
Nur, wenn das Auto 22 kW AC unterstützt. Viele Modelle sind auf 11 kW begrenzt.

Schadet schnelles AC-Laden dem Akku?
AC-Laden (auch 22 kW) ist akku-schonend im Vergleich zum DC-Schnellladen. Temperatur-/BMS-Management bleibt entscheidend.

Brauche ich für 22 kW immer ein neues Kabel?
Ja, ein 32 A-Typ-2-Kabel (3-phasig) ist erforderlich. 16 A-Kabel limitieren sonst.

Empfehlung für deinen Shop (Beispiel-Modultexte)

  • Produktvariante 1 – 3,7 kW Home
    Kompakte Wallbox für Übernacht-Lader & PHEV. Ideal bei begrenztem Anschluss. Integrierte DC-Fehlerstromerkennung, App-Timer, wetterfest IP54.

  • Produktvariante 2 – 11 kW Smart
    Der Allrounder für Einfamilienhäuser. 3-phasig 16 A, dynamisches Lastmanagement, PV-Ready, RFID/App, optional OCPP.

  • Produktvariante 3 – 22 kW Pro
    Maximale AC-Power für Gewerbe & Kurzparker. 3-phasig 32 A, 32 A-Kabel, robustes Gehäuse, Lastmanagement/OCPP, Abrechnungsfähig.